Konferenz für Informationsarchitektur 2012 – Rückblick

Ich interessiere mich schon lange für Informationsarchitektur – wie baut man Informationen so auf, wie stellt man sie so dar, dass sie möglichst einfach gefunden werden? Das klingt auch erst einmal einfach nach der Beschreibung eines technischen Redakteurs 😉 Eine gute Beschreibung einer Konzepter/Informationsarchitekten-Stelle gibt es bei designerdock.

Mir wurde die Konferenz für Informationsarchitektur schon vor längerer Zeit empfohlen, und so hab ich nicht lange gezögert als ich sah, dass das Schwerpunktthema für 2012 „Content Strategy“ heißen sollte 🙂

Da war ich also mit einem unhippen Thema „Doku im Umfeld der Content Strategy“ unter all den Konzeptern, denen in der Regel dieser wohlbekannte, sofort latent gelangweilte Ausdruck über das Gesicht huschte, wenn ich das Wort „Dokumentation“ erwähnte und den wohl jeder TRler zur Genüge kennt 😉

Content-Strategy nur als Werkzeug im Pre-Sales
In den Vorträgen ging es in der Regel vor allem um einen Aspekt in der Content Strategy: die Pre-Sales-Phase. Wie konvertiere ich einen Website-Besucher zu einem zahlenden Kunden? Das war’s. Das lässt sich vielleicht damit erklären, dass hier relativ viele Agenturen vertreten waren, die in der Regel mit einem speziellen Auftrag betraut sind und die Firmen nicht unbedingt langfristig begleiten. Und wie mir bestätigt wurde, sind die Kunden am Ende auch nur darauf fokussiert auf Ihren Webseiten die Konversionsrate zu erhöhen.

Das Bewusstsein für ein allumfassendes Produkterlebnis bei dem man nicht nur den Neukunden becirct, sondern auch den Bestandskunden hegt und pflegt, scheint sowohl in Firmen als auch in Agenturen noch nicht so stark zu sein. Die After-Sales-Phase spielt meiner Meinung nach eine große Rolle, um eine Marke zu stärken, und Dokumentation bzw. Support-Material gehört hier zum zentralen Content. Aus Marketing-Sicht ist dieser Content halt so wahnsinnig „unsexy“, dass er gerne ausgespart wird, anstatt dass man mal darüber nachdenkt, dass JEDER Content letztendlich Marketing ist und wie man diesen Content verbessern kann. Da sehe ich noch großes Potential!

IAK12-Schnipsel

 Know thyself (Margot Bloomstein)

Diese Aussage fasst gut zusammen, was ich desöfteren hören konnte: Am Anfang von allem steht die Kernbotschaft, die man als Unternehmen vermitteln möchte. Sie ist die Grundlage für jedwede Strategie und Kommunikation. In einem Vortrag zur Kommunikationsstrategie vom Taschenhersteller Freitag konnte man sehr schön sehen, wie die Unternehmenskommunikation von dem speziellen Freitag-Geist durchdrungen ist und damit eine Einheit nach außen bildet. Wenn man nicht weiß, was man vermitteln soll, kann das Wie fast nur schief gehen.

Information gestalten. Nicht Gestaltung mit Informationen füllen (Fabian Lang)

In vielen Firmen ist es Gang und Gäbe, das erst designt wird und dann am Ende der Texter noch seinen Text „reinhämmert“. Wenn dann beispielsweise eine Überschrift der 2. Ebene konzipiert wird, aber der Texter da eigentlich nichts Sinnvolles reinzuschreiben hat, ist das sein Problem. In der Regel wird er dann irgendwas reinschreiben, auch wenn man diesen Text eigentlich nicht braucht. Deswegen ist es wichtig, dass auch die Texter in die Konzeption miteinbezogen werden, so dass sie ihr Feedback und ihren Text frühzeitig miteinbringen können. Sonst passiert beim Aufeinandertreffen von Konzept und Content eben das hier  (ein Schnappschuss aus Fabians Vortrag):

Change-Management

Content betrifft oft sehr viele verschiedene Mitarbeiter in einem Unternehmen, und jeder folgt seinem eigenen Weg. Für eine erfolgreiche Content-Strategy ist es aber erforderlich, dass sich alle auf einen Vision einigen und an einem Strang ziehen. Wie schafft man das? Laut Stefan Freimark:

  • Schwächen aufzeigen und den Handlungsbedarf verdeutlichen
  • Alle Betroffenen einbeziehen: mit regelmäßigen Meetings, Newslettern, alle an einen Tisch setzen

Fazit

Es war durchaus interessant, das Thema „Content-Strategy“ mal aus der Konzepter-Perspektive zu sehen. Rückblickend hätte ich   gerne einen Vortrag auf der Konferenz gehalten, um mal die TR-Perspektive an den Konzepter zu bringen. Der Blick auf einen komplette Produkterfahrung wird nämlich langfristig noch sehr wichtig werden, wie ich denke. Und spätestens als in einem Vortrag plötzlich das Wort „DITA“ an der Wand stand (wobei ich noch nicht genau verstanden habe, warum…), war ich mir sicher, dass hier auf jeden Fall irgendwann eine Annäherung stattfinden wird.

Ein bisschen gestört hat mich, dass es den Referenten mit einer Vortragszeit von nur 35 Minuten oft nicht möglich war, richtig in die Tiefe zu gehen. Ich fände 45 Minuten angemessener und 15 Minuten Pause langen eigentlich auch vollkommen 🙂

Ansonsten: Die Location in der Zeche Zollverein Essen war toll – in den Pause konnte man mal kurz durch das Museum schlendern und abschalten. Die Idee jedem Teilnehmer Methodenkarten zu einem Thema zu geben, damit man diese untereinander tauscht, war auch klasse, denn man hatte einen guten Anknüpfungspunkt für Gespräche.

Methodenkarten zum Thema "Content Strategy" auf der iak12