Realitätscheck

Der Dilbert von gestern hat mich an das erinnert, was ich einst als schmerzlichen Bruch zwischen der idealen Welt an der Hochschule und der realen Welt im Arbeitsalltag erfahren musste.

Dilbert.com

Auf der einen Seite lernt man, wie bspw. ein idealer Entwicklungsprozess aussieht, von der Konzeption über die Entwicklung bis hin zur Dokumentation. Auf der anderen Seite, also im echten Leben, ist eigentlich meistens für jeden dieser Schritte zu wenig Zeit. Und genau da fängt der Teufelskreis an, der uns arme Redakteure oft hilflos macht.

Teufelskreis – der Teufel steckt im Konzept

Wie oft hab ich mir in meinem Redakteusenleben erlebt, dass eine Softwareoberfläche viel zu kompliziert gestaltet war, was dann dazu führte, dass ich diese Kompliziertheit irgendwie einfach beschreiben sollte. Naja, und wie erklärt man dem Nutzer, dass manche Sachen einfach blöd gelaufen sind?

Ich hatte beispielsweise mal den Fall, dass ich für eine Software eine neue Funktion dokumentieren sollte, die ich abgewandelt beschreibe: Der Nutzer konnte für bestimmte Ereignisse Filterregeln definieren und entscheiden, wann dieser Filter angewandt werden sollte. Zum Beispiel: eine E-Mail soll erst nach dem Lesen in die anderen E-Mail-Ordner sortiert werden oder schon vor dem Lesen. Man musste also entscheiden, ob man einen Vor-Filter oder einen Nach-Filter definierte. Für mich wären das auch genau die richtigen Benennungen gewesen, da sie dem Benutzer genau sagen, was passiert (es wird gefiltert!) und wann (vorher! nachher!) es passiert. Aber nein, die beiden Filter bekamen 2 völlig unterschiedliche Namen, die man nie in Zusammenhang sehen würde, so etwa wie: Leseregeln und Sortieroption. Und nein, das konnte auch nicht mehr geändert werden, da das Marketingmaterial bereits im Druck war.

Und am Ende musste ich dem Nutzer erklären, dass die Sachen eigentlich dasselbe machen, bloß zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Argh!  Wie sich das schon liest!

Die Leseregel ist praktisch gesehen dasselbe wie die Sortieroption. Sie wird nur nach dem Ereignis angewandt anstatt davor. D.h. bei der Anwendung auf E-Mails werden diese erst nach dem Lesen in die jeweiligen Ordner sortiert.

Kurz: wenn die Konfusion schon in den Anfängen steckt, kann sich das fast nur noch multiplizieren. Noch besser wäre es gewesen einfach keinen Unterschied zu machen, sondern den „Filtern“ einfach nur die Optionen „Vorher/nachher“ mitzugeben…

Und in solchen Momenten… Ja, da such ich mir manchmal auch „my special place“.