tekom-Jahrestagung 2009 #2 – Dating DITA

Ich war in sage und schreiben einem DITA-Vortrag. Erstens gab es davon gar nicht so viele („Der Hype flaut ab“, wie ein CMS-Hersteller mir bestätigte), zweitens waren die meisten davon eher auf einem Anfängerlevel.

Bei diesem Vortrag war ich fast geneigt nicht hinzugehen, da mir der Titel zuerst zu gewollt witzig vorkam. Ein Blick in den Tagungsband hat mich dann doch überzeugt.

Hier ging es um einen rein semantischen Blick auf DITA – was ich zur Abwechslung mal sehr erfrischend fand. Das ganze hier spielte hier keine Rolle:  „Dann kannst du auch noch das machen – und Maps und Conref… und DITAVAL… das Open Toolkit und Spezialisierung“

DITA – die Informationsarchitektur

Im Blickpunkt stand: die Sicht des Redakteurs. Kann man als Redakteur relativ einfach mit der DITA-DTD arbeiten? Erschließen sich bspw. Elementnamen sofort („Self-documenting structure“), braucht man am Ende keinen Styleguide mehr?

Ralf Steiner und sein Team haben sich DITA angeschaut und ihnen ist Folgendes aufgefallen

  • endlos viele Titles (searchtitle, navtitle, title) und keine gute Abgrenzung
  • Abgrenzung zwischen abstract und shortdesc unklar
  • das Schachteln von versch. Topictypen ist fragwürdig.
    Ich finde es schon fragwürdig, zwei tasks ineinander zu schachteln.
  • Unterschied zwischen choices und choicetable ist unklar.
    Für mich ist das eine Layoutsache, manchmal lassen sich Handlungsvarianten besser tabellarisch darstellen. Aber natürlich ist das wieder so eine Sache, weil man ja hier semantisch denken sollte und nicht layoutorientiert. Doch zu 100% lässt sich das nie trennen, wie ich festgestellt habe.
  • Was soll das info-Element, wo doch ein Task keine Hintergrundinfo geben soll?
    Nun ja, ganz ohne Hintergrundinfo geht es eben nicht. Ich platziere hier auch nur Hintergrundinfo, die sich auf den spezifischen Schritt bezieht, daher hab ich an dem Element nichts auszusetzen.
  • Wozu braucht man steps-unordered?
    Ja, allerdings, wozu? Ob die Steps später nummeriert werden oder als Bullets dargestelt werden, entscheidet sich doch erst beim Generieren.
  • Die Concept-Topics sind eine Glaskugel aus der man alles ableiten kann.
    Oh ja! Ich habe bis heute nur eine vage Idee, wie ich Concepts wirklich standardisieren soll.
  • Die Benennung der Element ist inkonsistent bzw. nicht sprechend. Man könnte eine dl auch deflist nennen, äquvalent zur linklist.

Ich füge noch hinzu:

  • Abgrenzung zwischen context und shortdesc ist schwammig.
  • Wozu werden related-links ermöglicht, wenn man doch nur die Wiederverwendung damit erschwert und Relationship tables eigentlich viel besser sind?
  • Für Tasten gibt es kein Element! Wie soll den Software-Dokumentation ohne Tasten gehen? Ich habe uicontrol daher eben auch hierfür als Auszeichnungselement definiert.
  • Ich kann das p überall benutzen, aber sollte ich auch? Zum Beispiel innerhalb von note, li, shortdesc, context etc.

DITA – ohne Styleguide? Lieber nicht…

Das ist das Fazit von Ralf. Und da kann ich mich voll und ganz anschließen. Ich habe auch zuerst ein Funktionsdesign erarbeitet und dann quasi mit DITA verheiratet. Es sind einfach zu viele Elemente, die nicht eindeutig out-of-the-box zu befüllen sind. Und man hat ja auch bei der Strukturierung immer noch sehr viele Freiheiten, die am Ende dann auch nicht mehr wirklich Standardisierung bedeuten.

Insgesamt ein sehr guter und gut gehaltener Vortrag, der sich mal dem gewidmet hat, auf das es am Ende ankommt: kann man gut damit arbeiten?

PS: Zu viele Bilder der personifizierten DITA sind dann irgendwann auch nicht mehr witzig…

2 Gedanken zu „tekom-Jahrestagung 2009 #2 – Dating DITA“

  1. Sie schreiben: „Abgrenzung zwischen context
    und shortdesc ist schwammig.“

    TIp: schauen Sie mal bei DITA + Kristen Eberlein. Sie ist Spezialiting in _Short Description_.

    Alternative: „DITA Best Practices“ von Michelle Carey (IBM)

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