Task-Grenzen

Beim Texten von Tasks gibt es etwas, was mich als Redakteur von Software-Doku seit den Anfangstagen als TR regelmäßig verrückt macht: wo hört ein Task auf und wo beginnt der nächste? Speziell bei Handlungen, die im Großen und Ganzen dasselbe Ziel haben, aber die man auf verschiedenen Wegen erreichen kann.

1 Handlung = mehrere Varianten

Ein gängiges Beispiel ist das Einfügen von Bildern, z.B. in ein Blog oder eine Website.

Ziel: Bild in den Artikel einfügen

Möglichkeiten zur Zielerreichung:

  • Bild vom PC hochladen
  • Bild aus dem Web verlinken
  • Bild aus vorhandener Galerie einfügen

Die Handlungen sind in den ersten Schritten typischerweise identisch, aber unterscheiden sich dann in den meisten folgenden Schritten. Nur das Ziel ist am Ende dasselbe: ein Bild wurde eingefügt. Ich bin nie so ganz schlüssig, was ich in solchen Fällen tun soll.

Option 1:Rigoroses Splitten

ich teile das ganz rigoros in drei Topics auf. Der Nutzer sieht ganz spezifisch an der Topic-Überschrift um was es geht.

  • Bild vom PC hochladen
  • Bild aus dem Web verlinken
  • Bild aus vorhandener Galerie einfügen

Das Problem ist, dass ich auf diese Weise ganz schön viele Topics produziere, die den Nutzer fast erschlagen. Zudem gibt es auch Nutzer, die nur wissen, dass sie ein Bild einfügen wollen, aber mit den drei Optionen einfach so nichts anfangen können. Und prinzipiell sucht wahrscheinlich auch ein erfahrener Nutzer eher nach „Bild einfügen“ als nach „aus dem Web verlinken“.

Option 2: In ein Topic verpacken

Es gibt einen Ort an dem der Nutzer nachschaut – bingo, da sieht er alles was zu dem Thema wissen muss.

  • Bild einfügen

Das Problem ist, dass man so unter Umständen ganz schön lange Topics produziert – zudem kann man es kaum in die SITA-Struktur packen. Es gibt zwar Handlungsvarianten (choice), aber die beziehen sich meist auf einen Handlungsschritt, und nicht einen ganzen Handlungsstrang. Sowas wäre mir am liebsten:


Um ein Bild hochzuladen, wählen Sie eine der folgenden Möglichkeiten:



Um eine eigene Datei hochzuladen...
...



Um eine Datei aus dem Web zu verlinken...
...



Aber das lässt DITA nicht zu. Mir ist auch klar warum: damit fällt es einem leichter mehrere Topics in eins zu verpacken. Und man will ja immer nur ein Thema pro Topic. Dummerweise ist das Leben nicht immer so einfach. Hier würde ich mir zumindest mehr Flexibilität wünschen.

Fazit
Hält man sich streng an die DITA-Informationsarchitektur kann man eigentlich nicht anders als das auf 3 Topics zu splitten. Aber aus Nutzersicht gefällt es mir nicht.

Sollen wir uns ums Drucken drücken?

Es ist dieser Satz, den man als Redakteur echt hasst:

Liest das überhaupt jemand?

Etwas überzogen könnte man antworten: Ja, ich hoffe es. ich weiß es nicht, aber ich hoffe es. Und falls dem nicht so ist, so soll bitte niemand eine Möglichkeit erfinden das nachzuprüfen, vielleicht werden wir sonst alle abgeschafft. Und das wäre echt doof.

Das mal so nebenbei 😉 Eigentlich geht es hier mehr um die Frage: Wie stark werden gedruckte Handbücher genutzt?

Gedruckte Handbücher – was Besonderes?

Angeregt durch die Meldung, dass Daimler zukünftig nur noch „Schnelleinstiege /Erste Schritte“ drucken wird, während der Rest auf DVD geliefert wird, habe ich mal wieder über das gedruckte Handbuch nachgedacht.

Es gibt hier viele Nostalgiker, die finden, dass ein Druckerzeugnis ein Produkt besonders aufwertet. „Das hat einen besonderen Charme“ war in einem Kommentar zum Heise-Artikel zu lesen. Natürlich ist ein fertiges, kleines Büchlein immer etwas Besonderes. Vor allem für den, der er es erstellt hat. Danach hat man nämlich was Hübsches und Handfestes in der Hand. Aber mal ganz ehrlich: was ist denn das für ein Argument? Auch Mist kann hübsch verpackt sein und (fast) kein Mensch kauft etwas wg. der tollen Bedienungsanleitung, die dabei ist.

Die große Kiste im Redakteusen-Giftschrank

Als Redakteurin beäuge ich Bedienungsanleitungen neu erstandener Produkte immer kurz, aber eigentlich nur aus beruflichem Interesse. Mit einem kurzen Blick scanne ich ab, ob Dilettanten am Werk waren, halb-standardisierende oder voll standadisierende Redakteure. Danach wandern die Anleitungen in die große Holzkiste im Schrank – für den Fall, dass ich sie mal brauche.

Es gibt EINE Situation in der ich regelmäßig die Kiste öffne: immer dann, wenn ich Salz in meine Spülmaschine nachfüllen muss. Ich kann es mir e-i-n-f-a-c-h nicht merken und j-e-d-e-s Mal guck ich auch noch im falschen Kapitel der Anleitung.

Darüber hinaus gab es in den letzten Monaten EINE weitere Situation, dass ich diese Kiste geöffnet habe. Ich wollte eine MP3-Datei als Klingelton auf mein Handy laden. Ich wusste von der damaligen Verkaufsseite, dass mein Handy das kann. Meine Bedienungsanleitung erwähnte das nicht und sie erwähnte auch nicht, dass sie nicht vollständig ist. Das hat mir dann das Internet erzählt.

Kurz: diese Kiste ist bei mir eigentlich nur ein Platzverschwender.

Und noch ein Geständnis: ich klicke, drücke, schiebe lieber wild rum, bevor ich in die Anleitung schaue. So sieht’s aus! Aber immerhin: wenn ich dann nicht weiterkomme, schau ich dann doch 😉

Wann man das Gedruckte braucht

Ich ganz persönlich brauche das Gedruckte v.a. für Dinge, die ich öfters, aber doch selten genug machen muss. Das sind in der Regel Dinge, die nicht am PC passieren. Im Falle der Spülmaschine hätte ich am liebsten ein kleines Blättchen, dass ich mir an die Küchenpinnwand heften kann.

Im Auto brauche auch ich die Bedienungsanleitung recht selten, außer es ist ein neues Auto und ich will kurz die wichtigsten Dinge abchecken. ABER angenommen ich bin unterwegs und ein seltsames Lämpchen leuchtet plötzlich auf, dass ich nach all den Kilometern noch nie in meinem Auto gesehen habe. Wenn ich nun meine ausführliche Anleitung dabei habe, kann ich nachschauen, ob das bloß die Lampe für „Sie sollten mal langsam wieder über einen Wartungstermin nachdenken“ ist oder die für „Achtung, hier ist irgendetwas Ominöses/Kleines kaputt, das sofort repariert werden muss und dessen Austausch Sie 500 Euro kosten wird“.

D.h. ich brauche das Gedruckte auch in Situationen in denen ich kaum andere Möglichkeiten habe an die entsprechenden Informationen zu kommen.

Papierlose Anleitungen? – Jein

Am Ende lässt sich auch hier nicht sagen: bald werden gar keine Anleitungen gedruckt. Zumindest hoffe ich, dass es nicht so kommt! Es hängt mal wieder stark von der Nutzungssituation ab,  in der sich ein Nutzer in der Regel befindet.

  • Internet-Anwendungen/Sofware: in dieser Situation ist man 2 Mausklicks von der ulimatven Informationsquelle entfernt. Warum aufstehen, die Kiste öffnen, die richtige Anleitung suchen und dann auch noch die richtige Seite? Und gerade bei Internet-Anwendungen ist die gedruckte Anleitung vermutlich auch noch hoffnungslos veraltet.
  • Heimgeräte (weiße Ware/Recorder/Handys): die Grundfunktionen handlich und übersichtlich. „Ich muss wissen, wie ich die neue Staffel von „24“ aufnehmen kann“
  • Maschinen/Autos/Rasenmäher/Jumbo-Jets etc: „Hilfe, explodiert das gleich, wenn das und das leuchtet/blinkt/piepst? Kann ich nun weiterfahren? „In dieser Situation bringt eine DVD herzlich wenig.

Oder ist es am Ende dann eben doch nur der Nutzen für den Hersteller, der zählen wird?